Haßfurt am 26. November 2003
Theaterwerkstatt veranstaltet in Zeil einen kulinarischen Chansons-Abend
von Torsten Geiling
ZEIL Das Gewürz des Lebens ist die Liebe. Sie kann das Leben versalzen, aber auch versüßen. "Drum küss und denk nicht dabei" schlägt das neue dreiteilige Programm der Theaterwerkstatt deshalb vor, das als kulinarischer Chansons-Abend im Hotel Kolb mit Kunstliebhabern und Gourmet-Freunden Premiere feierte.
Das Lied des Lebens beschreibt viele Höhen und Tiefen, ist mal laut, mal leise und wechselt sprunghaft die Tonart von Dur nach Moll. Doch gleichsam als Refrain kommt immer wieder das eine Thema vor: Die Liebe.
Auch bei Anne (Andrea Tiessen-Lehmann) und Mona (Gabriele Marquardt) ist sie es, aus der sich wie ein roter Faden ihre Lebenslinie spinnt. Während die jugendlich-spröde Anne noch an eine romantische Liebe zu glauben scheint, haben der welterfahrenen Mona die Jahre die Augen geöffnet. In heiteren bis melancholischen Betrachtungen und Chansons, die von Petra Schlosser am Piano feinfühlig untermalt werden, sprechen und singen die beiden Freundinnen allein oder im Duett über das Leben, die Liebe und die Männerwelt.
Rund ein halbes Jahr haben die Mitglieder der Theaterwerkstatt an diesem Programm gefeilt, das mit einem "Entrée mit Roten Rosen" beginnt. Die Idee und die Liedauswahl liegt noch weit länger zurück.
"Denn jedes Lied ist eine Antwort auf das Leben", sagt Gabriele Marquardt. Und so hat sich aus den Chansons von Marlene Dietrich und Hildegard Knef oder den Balladen von Udo Lindenberg mit der Zeit das Profil der beiden Protagonisten entwickelt. So singt Mona, die mal lasziver Vamp und mal eiskalte Lady ist, "Für mich soll's rote Rosen regnen" oder "Wünsch Dir nichts, Menschenkind", während die bisweilen enttäuschte Romantikerin Anne "Und dann knallst Du in mein Leben" oder "Von nun an geht's bergab" singt, bevor sie mit Berliner Schnautze ein Gedicht von Kurt Tucholsky aus den 30er Jahren rezitiert und feststellen muss: "Viel hat sich nicht geändert".
Aus dieser Zeit stammen auch einige Stücke. Da für diese bisweilen keine Noten aufzutreiben waren, hatte Petra Schlosser die Lieder von der CD abgehört und dann transkribiert, ehe sie die Stücke neu arrangierte - als zarte Melodie, rockigen Kontrapunkt oder als dritte Stimme. "Denn die Arbeit als Trio macht besonders viel Spaß", sagt Andrea Tiessen-Lehmann.
Und dreierlei, allerdings vom Reh, hat dann auch Erec Jacobson parat, der die kulturellen Highlights mit kulinarischen Schmankerln konterkariert. Schließlich geht die Liebe auch durch den Magen.
Bereits seit drei Jahren bietet der junge Koch, der nach zehnjähriger Wanderschaft durch Spitzenhotels und -restaurants in den elterlichen Betrieb zurückgekehrt ist, Menüs der besonderen Art. Und immer wieder geht er dabei eine Symbiose mit der Kultur ein, denn die vermisst er bisweilen auf deutschen Speisenkarten.
Deshalb zaubert er in der Küche, während zwischen den Gängen draußen ein Magier die bis zu 60 Gäste illusioniert, ein Künstler seine Kunstwerke erklärt oder eben zwei Frauen über das Leben und die Liebe philosophieren. Mona und Anne ziehen einen Vergleich zwischen der Liebe und dem Radfahren, um allerdings festzustellen, dass man nur zweites alleine kann. Aber immerhin hätten beide eine Gemeinsamkeit: "Sie machen hungrig!" Das war das Stichwort für den zweiten Gang des Vier-Gänge-Menüs.
Und während das Publikum noch das Lachsfilet und gebratene Riesengarnele auf Tomaten-Lauch-Gemüse mit Zitronengras-Sauce auf den Lippen hat, stellen sich Anne und Mona die Frage nach der großen Liebe, die beide auf ihre Weise in einer traurigen Melodie verpacken.
Und während Mona Betont: "Ich habe mir die rosaroten Träume schon längst abgeschminkt", meint Anne: "Wenn man es genau betrachtet, dann ist die Liebe die gesündeste Krankheit." Erst kommt der erste Kuss, dann der zweite Kuss und dann der Schluss.
An Schluss denkt die Theaterwerkstatt jedoch noch lange nicht. Schließlich haben sie mit dem Programm "Drum küss' und denk nicht dabei ein beachtliches Debüt gefeiert. Einen Nachschlag wird es deshalb im nächsten Jahr unter anderem im Regiomontanus-Keller in Königsberg und im Schloss Oberschwappach geben. Und auch Erec Jacobson arbeitet bereits an neuen kulinarischen Highlights.
Denn es ist eben die Liebe, die alles bewegt.